Thrombozyten
Spontane Blutungen treten in der Regel erst auf, wenn weniger als 10 x 109/l nachweisbar sind, allerdings ist bereits eine Thrombozytopenie von weniger als 80 x 109/l bei schweren Verletzungen behandlungsbedürftig.
Thrombozytenkonzentrate (TK)
Thrombozytenkonzentrate werden bei thrombozytären Bildungs- oder Umsatzstörungen gegeben. Einige Medikamente, wie ASS, nichtsteroidale Antirheumatika, hochdosierte Antibiotika, Propanonol, Furosemid, Heparin, Chemotherapeutika sowie Dextrane und HAES beeinträchtigen ebenfalls die Thrombozytenfunktion. Bei Thrombozytenzahlen unter 20 000 treten zwar nicht zwangsläufig Spontanblutungen auf, eine Operation sollte aber nicht vorgenommen werden. Für operative Eingriffe werden 50 000 angestrebt und für größere Operationen sogar 80 000.
Indikation zum Thrombozytenkonzentrat
<10 Gpt/l | Indikationen |
<20 Gpt/l | Bei Risikofaktoren |
<30 Gpt/l | Zahnärztliche Eingriffe |
<50 Gpt/l | Operationen, PDK-Anlage, schwere Blutung |
<80 Gpt/l | Polytrauma, Schädel-Hirn-Trauma |
Therapeutische Einheiten
Die TK werden heute als sogenannte therapeutische Einheiten appliziert, wobei eine Einheit 200–400 x 109 Thrombozyten entspricht (4–6 Einzelspender-TK oder 1 Thromboapheresekonzentrat). Bei einer Einheit kann mit einem Anstieg von 20–30 Gpt/l gerechnet werden. Obgleich der Leukozyten- und Erythrozytenanteil sehr gering ist, sollte auf die AB0-Kompatibilität geachtet werden. Auch das Merkmal D sollte wegen einer potentiellen Immunisierung berücksichtigt werden. Wenn bei allen D-negativen Mädchen oder gebärfähigen Frauen dennoch D-positive TK appliziert werden müssen, ist eine Prophylaxe mit Anti-D intravenös vorzunehmen.
Applikation
Vor der elektiven Gabe von Thrombozyten ist eine schriftliche Einwilligung erforderlich. Die Transfusion wird langsam unter Beobachtung des Patienten begonnen und nach 30 Minuten beendet. Eine Nachbeobachtung von mindestens einer Stunde ist erforderlich. Absolute Kontraindikationen gibt es nicht. Relative Kontraindikationen sind eine thrombotisch-thrombozytopenische oder posttransfusionelle Purpura, Heparin-assoziierte Thrombozytopenien und Allergien gegen humane Plasmaproteine. Nebenwirkungen können sein: febril, allergisch, bakteriell, eine Lungenfunktionsstörung oder auch Übertragung von Infektionskrankheiten.
Therapie der Thrombozytopathie
Wenn Störungen der primären Hämostase vorliegen, dann sollten sie gemeinsam mit dem Hämostaseologen nach einem Stufenschema behandelt werden. Zunächst wird Desmopressin als blutstillendes Medikament appliziert. Sollte das nicht ausreichend wirken und ein vWJ-Syndrom vorliegen, dann sollte von-Willebrand-Faktor-haltiges Faktor-VIII-Konzentrat substituiert werden. In anderen Fällen kann Aprotinin oder bei Misserfolg auch konjugierte Östrogene versucht werden. Sind alle Therapieversuche erfolglos, sind Thrombozytenkonzentrate erforderlich.