Schenkelhernie
Bei einer Schenkel- bzw. Femoralhernie tritt der Bruchinhalt durch den Schenkelkanal, der als Anulus femoralis mit einer Weite von ein bis drei Zentimeter beginnt und an der Schenkelbruchpforte endet, die ungefähr ein Zentimeter weit ist. Diese Bruchpforte wird ventral vom Leistenband, dorsal von der Fascia pectinea, lateral von der V. femoralis und medial vom Lig. lacunare begrenzt. Eine Schwäche der Fascia transversalis im Bereich des femoralen Abschnittes prädisponiert für eine Schenkelhernie.
Klinik
Frauen leiden sehr viel häufiger an einem Schenkelbruch als Männer, bei denen er in der Hälfte der Fälle mit einem Leistenbruch kombiniert ist. Aufgrund der anatomischen Lage ist die Diagnose bei kleinen Hernien oder bei sehr adipösen Patienten nicht immer einfach und eindeutig. Eine sonographische Beurteilung ist bei unklaren Befunden hilfreich.
Operationsindikation
Schenkelhernien sind klare Operationsindikationen.
Inguinaler Zugang
Sie werden entweder über einen kruralen oder inguinalen Zugang repariert. Da bei Männern häufig auch ein Leistenbruch vorliegt, wird bei ihnen der inguinale Zugang bevorzugt. Die Fascia transversalis wird durchtrennt und der Anulus femoralis aufgesucht, der sich medial von der V. femoralis befindet. Bei irreponiblen oder inkarzerierten Hernien wird die Bruchpforte erweitert, indem der Rand medial inzidiert wird, bis der Bruchsack reponiert werden kann. Der Schenkelkanal kann durch Nähte verschlossen werden, indem die Fascia transversalis an das Lig. Cooperi genäht wird. Da die V. femoralis keinesfalls eingeengt werden darf, werden die Fäden vorgelegt und von medial nach lateral geknüpft. Der Leistenkanal wird dann wie nach Shouldice rekonstruiert. Als sehr gute Alternative kann auch hier ein Netz implantiert werden, das überlappend am Lig. Cooperi fixiert wird.
Kruraler Zugang
Insbesondere bei Frauen wird von einigen Chirurgen der krurale Zugang bevorzugt, der über einen inguinalen oder kruralen Hautschnitt erreichbar ist. Hier wird nach Reposition des Bruchsackes die Bruchpforte verschlossen, indem mit Einzelnähten das Lig. Cooperi an das Leistenband genäht wird. Dazu sind auch U-Nähte geeignet. Es ist auch hier zu prüfen, dass die V. femoralis nach der letzten geknüpften Naht nicht eingeengt wird.
Extraperitoneale Netzimplantation
Auch bei der Femoralhernie wird die extraperitoneale Netzeinlage bevorzugt. Sie scheint hier das beste Verfahren überhaupt zu sein. Das operative Vorgehen unterscheidet sich nicht wesentlich vom Vorgehen, wie es bei der Leistenhernie beschrieben wurde. Man muss nur besonders sorgfältig auf das Mutterband und die Gefäße achten. Außerdem wird das Netz sorgfältig am kaudalen Ende mit einem kleinen Schlitz versehen, so dass es sich den anatomischen Verhältnissen anpasst.
Rezidive
Rezidive einer Schenkelhernie treten bei einem Nahtausriss auf, oder wenn die Bruchpforte nicht adäquat verschlossen wurde. Wenn postoperativ eine Beinschwellung nachweisbar ist, dann sollte unbedingt eine venöse Abflussstörung durch Einengung der V. femoralis ausgeschlossen werden.