Nebenschilddrüse – Anatomie
Anatomie
Bei ungefähr 90 Prozent aller Menschen finden sich vier Nebenschilddrüsen, relativ selten nur drei und noch seltener fünf. Sie sind durchschnittlich 25 mg schwer, variabel in der Form und 5 x 3 x 1 mm groß. Sie haben beim Erwachsenen eine rötlich-braune Farbe, die beim älteren Menschen durch Fetteinlagerung zunehmend gelblicher wird. Sie liegen häufig eingebettet in Fettgewebe und zeigen auf ihrer Oberfläche ein feines Gefäßnetz. Ist man sich nicht sicher, ob Fettgewebe oder Nebenschilddrüsengewebe vorliegt, dann legt man das Gewebe in Wasser: Fett schwimmt oben und das Epithelkörperchen geht unter.
Lokalisation
Ihre Lokalisation ist zwar sehr variabel, aber es gibt einige wichtige Regelmäßigkeiten. Die oberen Nebenschilddrüsen sind aus der vierten Schlundtasche entstanden und wandern zur Hinterseite des oberen Abschnittes der Schilddrüse. Sie befinden sich relativ konstant dorsal des N. recurrens. Die unteren Nebenschilddrüsen entstehen wie der Thymus aus der dritten Schlundtasche und legen einen deutlich längeren Weg zurück, bis sie sich im unteren Schilddrüsendrittel befinden. Ihre Lokalisation ist deutlich variabler und sie können im gesamten Verlauf ihres embryonalen Weges zur Ruhe kommen. Manchmal befinden sie sich auch in enger Beziehung zum Thymus. Sie liegen dorsal der Schilddrüse und ventral des N. recurrens. Meistens werden sie direkt kaudal der Kreuzung des Nerven mit der A. thyroidea inferior gefunden. Für das Aufsuchen der Nebenschilddrüsen ist die Kenntnis ihrer Gefäßversorgung nützlich. Die kranialen Drüsen werden von Ästen der A. thyroidea inferior et superior versorgt und die kaudalen überwiegend aus der A. thyroidea inferior. Wenn auf einer Seite beide Drüsen gefunden wurden, dann sollte auf der Gegenseite an denselben Stellen gesucht werden, weil die Drüsen fast immer symmetrisch angeordnet sind.

Variable Lokalisation der oberen und unteren Nebenschilddrüsen

Potentielle Lokalisation der oberen und unteren Nebenschilddrüsen
Physiologie
In den Nebenschilddrüsen wird das Parathormon (PTH) gebildet, das an der Homöostase des Kalziums wesentlich beteiligt ist. PTH wirkt synergistisch mit Calcitriol (1,25-Dehydroxycholecalciferol) am Knochen (Steigerung des Umbaus), am Darm (vermehrte Kalziumaufnahme durch Calcitriol) und an der Niere (Bildung von Calcitriol, hemmt Kalziumausscheidung und Phosphatreabsorption). Ein erhöhtes PTH steigert das Kalziumangebot und den Phosphatverlust. Eine kompensatorische Kalziurie führt in der Niere mit der Phosphaturie zur häufigen Nephrolithiasis. Am Knochen wird der Umbau beschleunigt und im späten Stadium bilden sich Osteoklastenansammlungen, die sich bis zur Knochendystrophie entwickeln können. Weitere bekannte Folgeerkrankungen der chronischen Hyperkalziämie sind die Pankreatitis und das peptische Ulkus. Wird zu wenig PTH gebildet, z.B. nach einer operativen Entfernung der Nebenschilddrüsen, dann führt der Hypoparathyreoidismus zu einer Hypokalziämie und Hyperphosphatämie. Es entsteht dann ein tetanisches Syndrom und bei chronischem Verlauf eine „Verkalkung“ u.a. der Augenlinse (tetanische Katarakt) und der Basalganglien.