Stomata – Indikationen
Bei einigen Patienten mit fortgeschrittenem Tumorleiden, Beckenerkrankungen oder perianalen Infektionen wird gelegentlich ein künstlicher Darmausgang erforderlich. Aufgrund der physiologischen, psychologischen und sozialen Folgen dieser Maßnahme, sollte die Indikation immer gut abgewogen werden, auch wenn die modernen Versorgungssysteme relativ komfortabel sind und das soziale Leben nur gering einschränken. Unerwünschte Ereignisse, wie das Gluckern und Plätschern beim unkontrollierbaren Stuhlgang während eines festlichen Banketts oder eine plötzliche Undichtigkeit des Stomabeutels mit massiver Geruchsbelästigung oder Verschmutzung der Kleider sind Erlebnisse, die beim Patienten und seiner sozialen Umgebung als unangenehm im Gedächtnis bleiben. Alle sinnvollen Alternativen zu einem Stoma sollten deshalb vorher abgeschätzt werden.
Aufklärung
Neben der sorgfältigen Indikationsstellung wird der Patient vor der elektiven Anlage eines Stomas sehr ausführlich über den Nutzen, die Folgen und Risiken aufgeklärt. Dabei hat es sich bewährt, eine Stomatherapeutin in diese Gespräche einzubinden, um die primären Befürchtungen des Patienten abzubauen, die persönliche Auseinandersetzung mit einem Stoma zu erleichtern und mit der postoperativ tätigen Bezugsperson vertraut zu werden. Zusätzliche begleitende Literatur für den Patienten ist ebenfalls hilfreich. Der Patient wird dadurch bereits präoperativ mit den technischen Details des Versorgungssystems vertraut gemacht und beginnt mit den ersten praktischen Übungen. Dieses erleichtert den postoperativen Umgang.
Lokalisation
Neben der Motivierung des Patienten hängt das gesamte Ergebnis wesentlich von der optimalen Lokalisation des Stomas und exakten Durchführung der Operation ab. Bereits präoperativ wird die optimale Lokalisation des Stomas festgelegt. In Notfällen kann es äußerst schwierig sein, die beste Stomalokalisation zu finden. In elektiven Situationen wird die Stomaplatzierung im Liegen, Sitzen und Stehen getestet. Eventuelle Narben sind dabei genauso zu berücksichtigen wie individuelle Gewohnheiten beim Tragen der Kleidung. Zu allen Seiten sollte ein Rand gesunder Haut von 5 cm angestrebt werden, um einen sicheren Sitz der Klebeflächen zu gewährleisten. Bei normalgewichtigen Patienten lässt sich das Stoma meistens auf einem Fettpolster platzieren, das sich knapp unterhalb des Nabels über der Rektusmuskulatur befindet. Bietet sich eine optimale Lokalisation nicht eindeutig an, dann hat es sich bewährt, einen Kunststoffplatzhalter an die ausgesuchte Stelle zu kleben, der vom Patienten für 24 Stunden getragen wird. Danach lässt sich abschätzen, ob die Lokalisation geeignet ist. Es darf nicht vergessen werden, dass ein schlecht versorgbares Stoma eine Katastrophe für den Patienten bedeutet, die die Lebensqualität massiv verschlechtert.
Adipositas
Wenn bei einem normalgewichtigen Patienten notfallmäßig ein Stoma angelegt werden muss, ohne dass es präoperativ markiert werden konnte, dann sollte es im Zentrum eines Dreiecks zwischen Nabel, Spina iliaca anterior superior und Os pubis liegen. Als generelle Regel gilt, dass es durch den Rektusmuskel und ungefähr fünf Zentimeter vom Nabel entfernt angelegt wird. Bei übergewichtigen Patienten wird das Stoma deutlich weiter kranial platziert, da es ansonsten vom Patienten nicht gesehen und somit nicht von ihm versorgt werden kann.
Stomatherapeutin
Bei allen Patienten mit einem Stoma sollte so früh wie möglich eine speziell ausgebildete Schwester in die Behandlung mit einbezogen werden. Sowohl bei der präoperativen Planung und Besprechung als auch der postoperativen Überwachung ist diese kompetente Unterstützung heute unerlässlich.