Ösophagusverätzung
Wenn Säuren oder Laugen verschluckt werden, können sie den Ösophagus oder Magen massiv schädigen. Säuren richten dabei weniger Schaden an, weil sie zu einer Koagulationsnekrose mit Schorfbildung führen, die das darunter liegende Gewebe zunächst vor einer weiteren Schädigung schützt. Laugen dringen dagegen tiefer in das Gewebe ein, weil sie durch eine Kolliquationsnekrose das denaturierte Gewebe verflüssigen.
Einteilung
Verätzungen 1. Grades sind auf die Mukosa beschränkt und heilen narbenlos. Verätzungen 2. Grades verändern die Submukosa oder Muscularis und führen bei der Heilung zur Narbenbildung. Verätzungen 3. Grades bedeuten eine vollständige Wandnekrose.
Klinik
Je nach Ausmaß der Verätzungen können nur ödematöse, hyperämische Veränderungen mit Dysphagie und Schmerzen bis hin zum septischen Krankheitsbild auftreten. Häufig bildet sich bei schwerem Verlauf ein akutes Abdomen durch die Perforation oder Mediastinitis.
Diagnostik
Die Endoskopie ist zunächst die Methode der Wahl, um das Ausmaß und die Lokalisation der Verätzung zu bestimmen. Lediglich bei Verdacht auf eine schwerste Verätzung mit Perforationsgefahr ist eine Röntgenpassage mit wasserlöslichem Kontrastmittel angezeigt.
Konservative Therapie
Der Patient wird zunächst stabilisiert und intensiv betreut. Magenspülungen, der Versuch der Neutralisation und die Emetikagabe sollten unbedingt unterlassen bleiben. Unter der konservativen Therapie heilen die meisten Verätzungen ohne Komplikationen. Eine Antibiose hat sich bei schweren Verätzungen bewährt. Ob eine hochdosierte Steroidgabe über 3 Monate die Bildung von Narben reduziert, wurde bisher nicht eindeutig belegt.
Operation
Eine Operationsindikation besteht eigentlich nur bei einer Perforation oder drohenden Perforation bei schwersten Verätzungen. Da meistens der abdominelle Teil des Ösophagus oder Magen verätzt ist, wird das Ausmaß bei einer Laparotomie festgestellt. Das erkrankte Gewebe wird reseziert (von der Gastrektomie bis zur Ösophagektomie) und eine primäre Rekonstruktion in der Regel unterlassen. Dazu wird eine zervikale Speichelfistel und Katheterjejunostomie angelegt.
Nachbehandlung
Nach 10 Tagen sollten die Veränderungen bougiert werden, um Stenosen zu vermeiden. Bei hochgradigen Strikturen kann eine Langzeitbougierung erforderlich werden. In einigen Fällen muss diese Struktur reseziert werden.
Konservative Therapie
Bei minimalen Symptomen, kleinen Defekten und länger bestehender Perforation kann ein konservatives Verfahren erfolgreich sein. Dazu wird eine Antibiose vorgenommen, Speichel und Magensaft abgeleitet und eventuell ein Stent über die Perforationsstelle gelegt.