Adhäsionsbildung

Fibrinbildung

Intraabdominelle Adhäsionen entstehen im Rahmen der normalen peritonealen Wundheilung, denn das Wundexsudat enthält viel Fibrinogen, das zu Fibrin polymerisiert. Es verbindet sich mit anderen größeren Proteinen wie Fibronectin und bildet eine Fibringelmatrix, die als klebrige weißliche Substanz imponiert. Innerhalb von 24 Stunden bildet sich ein Fibrinfilm, der unter physiologischen Bedingungen durch eine adäquate Fibrinolyse wieder aufgelöst wird, so dass die peritoneale Verletzung ohne dauerhafte Adhäsionen heilen kann.

Mesothelschicht

Auf der Schicht aus Fibrin und Makrophagen gleiten die proliferierenden neuen Mesothelzellen über die Wunde, bilden eine Zellschicht und verhüten die Bildung von Verwachsungen. Der genaue Ursprung der neuen Mesothelzellen ist zwar nicht definitiv geklärt, aber es gibt gute Belege dafür, dass sie sich aus den bindegewebigen Zellen des subperitonealen perivaskulären Gewebes entwickeln. Innerhalb kurzer Zeit gelingt es dem Peritoneum auf diese Weise selbst große Schäden mit einer Mesothelschicht zu überziehen. Nach acht Tagen ist die gesamte Wundfläche mit einer differenzierten Mesothelschicht vollständig bedeckt. Für die Restitutio ad integrum der submesothelialen Schicht wird allerdings eine längere Zeit benötigt.

Fibrinolyse

Adhäsionen werden nur dann gebildet, wenn die Fibrinschichten nicht wieder aufgelöst werden, d. h. wenn das Verhältnis zwischen Fibrinbildung und Fibrinolyse gestört ist. Unter physiologischen Bedingungen wird das Exsudat innerhalb von fünf Tagen wieder vollständig resorbiert. Der entscheidende Schritt zum Abbau des Fibrins in der Bauchhöhle ist die intraabdominelle Fibrinolyse, die sich normalerweise innerhalb von 3 Tagen nach der Verletzung des Peritoneums erholt und die Fibrinbeläge lysiert. Bei einer ausgeprägten entzündlichen Erkrankung ist die Fibrinolyse aber deutlich eingeschränkt und die Fibrinbeläge werden nicht vollständig abgebaut. Das ist letztlich die Ursache für die Ausbildung ausgeprägter Verwachsungen nach einer Peritonitis oder Ischämie.

Verwachsungen entstehen nur bei unvollständiger Fibrinolyse!

Verwachsungen

Wenn zwei peritoneale Oberflächen, die von einer Fibrinschicht bedeckt sind, sich gegeneinander legen, bildet sich immer eine Verklebung aus. Das Fibrinnetz wird dann zunehmend dichter und Fibroblasten proliferieren entlang des Fibrins. Sie produzieren Mukopolysaccharide und Kollagen und verdichten so das fibröse Gewebe immer mehr. Sollte sich innerhalb der ersten drei Tage ein relativ festes Fibrinnetz durch die Fibroblastenproliferation gebildet haben, so wird zunächst Präkollagen und später Kollagen eingelagert und die Proliferation von Kapillaren gefördert. Die Ausbildung der Verwachsungen ist in der Regel nach zehn Tagen abgeschlossen. Postoperative Verwachsungen sind zwar häufig unerwünscht, sie erfüllen aber zwei wichtige Funktionen in der Bauchhöhle. Sie sind einerseits in der Lage, intraperitoneale Entzündungsprozesse von der sonstigen Bauchhöhle zu isolieren, und sie können andererseits im Falle einer lokalen Ischämie dazu beitragen, die Blutversorgung durch die kapilläre Einsprossung zu verbessern.