Narbenbruch

Narbenbrüche sind leider relativ häufig. Ihre Inzidenz schwankt in der Literatur je nach Krankengut, Inzisionslänge und Infektionshäufigkeit zwischen null und 15 Prozent. Wahrscheinlich ist das tatsächliche Risiko, innerhalb der ersten fünf postoperativen Jahre einen Narbenbruch zu entwickeln, noch höher als allgemein vermutet, weil die meisten publizierten Ergebnisse auf einer relativ kurzen Nachbeobachtungszeit von 12 bis 24 Monaten beruhen und sich Narbenbrüche auch noch später entwickeln. Das Auftreten eines Narbenbruches hängt neben den individuellen Risiken auch von der Wahl der Laparotomie, ihrem Verschluss und den postoperativen Komplikationen ab. Während die Risikofaktoren des Patienten (Alter, Geschlecht, Adipositas, pulmonale Erkrankungen) zum Zeitpunkt der Operation nicht beeinflussbar sind, kann der Chirurg das Risiko des Narbenbruches durchaus vermindern, indem er die anderen Faktoren berücksichtigt.

Optimaler Zugangsweg

Zunächst sollte der Chirurg einen weniger anfälligen Zugang wählen. Da das mehrschichtige Gitterwerk der Bauchwand durch eine Längsinzision in seiner Integrität mehr geschädigt wird als durch eine quere Inzision und die tolerierbare Zugbelastung der Fasern in querer Richtung viermal so groß ist, sind quere Inzisionen theoretisch weniger anfällig für Narbenhernien. Sie werden deshalb von vielen Chirurgen bevorzugt. Allerdings konnte dieser Vorteil in klinischen Studien nicht eindeutig gesichert werden. Für Operationen an Ösophagus, Magen, Leber, Gallenwegen, Pankreas und Milz wird persönlich eine quere Oberbauchlaparotomie bevorzugt.

Optimaler Bauchdeckenverschluss

Natürlich sollte die Bauchhöhle auch optimal verschlossen werden. Theoretisch hängt das klinische Resultat des Faszienverschlusses von vier Faktoren ab:

Durch Studien ist hinreichend gesichert, dass die fortlaufende Naht in elektiven Situationen den Einzelnähten überlegen ist. Ob das auch für Noteingriffe gilt, ist weiterhin fraglich. Ein Nahtabstand von ungefähr einem Zentimeter, ein Abstand zwischen Faszienrand und Stichkanal von mindestens 1,5 Zentimeter und ein Verhältnis von Wundlänge zum verbrauchten Nahtmaterial von Vier werden allgemein empfohlen. Ein langfristig resorbierbares Nahtmaterial ist dabei am ehesten geeignet, Narbenhernien zu vermeiden. Nicht-resorbierbares Nahtmaterial scheint nicht zu weniger Hernien zu führen und es hat leider die Nachteile, dass es zu chronischen Wundschmerzen (bis zu 15 %) und Wundfisteln (bis zu 8 %) neigt. Beim Faszienverschluss sollte mindestens Nahtmaterial der Stärke 0 verwendet werden. In jüngster Zeit mehren sich die Hinweise, dass kleinere Nahtabstände möglicherweise besser sind. Auf jeden Fall sollten große Abstände vermieden werden und vielleicht durch zusätzliche Nähte gesichert werden.

Wundheilungsstörung

Der wichtigste Risikofaktor für eine Narbenhernie ist die subkutane Wundheilungsstörung. Bei fast 40 Prozent aller Patienten mit dieser scheinbar harmlosen Komplikation bildet sich eine Narbenhernie aus. Damit ist die Vermeidung der Wundinfektion die wichtigste Maßnahme, um einer Narbenhernie vorzubeugen.