Formen der Laparotomie

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Der häufigste Zugang bei großen Eingriffen ist die Mittellinienlaparotomie. Dadurch kann die Bauchhöhle schnell und sicher eröffnet werden. Sie bietet einen adäquaten Überblick und ist von der Symphyse bis zum Xiphoid beliebig erweiterbar. Bei unkompliziertem Verlauf tritt keine muskuläre Schwäche auf und störende Taubheitsgefühle sind selten. Allerdings ist die Inzidenz an Narbenbrüchen höher als bei anderen Inzisionen, auch wenn die Inzision adäquat verschlossen wurde.

Vorteile Nachteile
Gute Übersicht Häufig Hernien
Beliebig erweiterbar
Schnelle Laparotomie
Wenig Parästhesien

Zugang

Die Haut wird in der Mittellinie durchtrennt und der Nabel links herum umschnitten, weil auf der rechten Seite die obliterierte V. umbilicalis zur Leber zieht. Nach der Durchtrennung des Unterhautfettgewebes wird die Linea alba durchtrennt, die sich besonders gut im Oberbauch an den ineinander verflochtenen Fasern erkennen lässt. Unter der Linea alba befindet sich das präperitoneale Fett mit mehreren kleinen Gefäßen, gefolgt vom Peritoneum. Im Unterbauch ist auf dem präperitonealen Fett der obliterierte Urachus manchmal gut erkennbar, der von der Blase zum Nabel zieht. Während die Durchtrennung der Faszie bis zur Symphyse unproblematisch ist, sollte das Peritoneum und das Fettgewebe im kaudalsten Abschnitt vorsichtig durchtrennt werden, denn hier kann die Blase verletzt werden. Es ist hilfreich, die letzten Zentimeter von der Mittellinie nach lateral auszuweichen und dadurch eine Blasenverletzung in allen Fällen sicher zu vermeiden.

Verschluss

Während die Mittellinienlaparotomie früher vierschichtig (Peritoneum – fortlaufend, Faszie – Einzelnaht, Subkutanschicht – Einzelnaht und Haut) verschlossen wurde, hat sich in den letzten Jahren das Verfahren deutlich vereinfacht, weil meistens nur noch die Faszie und die Haut genäht werden. Inwieweit das Peritoneum und das Subkutangewebe gesondert verschlossen werden sollten, wird kontrovers diskutiert und kann nicht allgemeinverbindlich festgelegt werden. Eine zusätzliche Naht des Peritoneums ist aufgrund der schnellen Heilung aber im Prinzip verzichtbar. Ihre minimale Haltekraft verhindert weder einen Platzbauch noch eine Narbenhernie, so dass sie nicht stabilisierend wirkt. Aus Tierstudien ist außerdem gesichert, dass die Naht des Peritoneums eine geeignete Methode ist, um Verwachsungen zu verursachen, so dass die Peritonealnaht nachteilig für den Patienten ist. Es gibt heutzutage keine guten Argumente, die eine gesonderte Peritonealnaht begründen. Ähnliches gilt für die Naht des subkutanen Gewebes. Auch sie ist nicht mehr obligatorischer Bestandteil des Wundverschlusses. Auch sie trägt weder zur Stütze der Bauchdecken bei, noch vermindert sie die Rate an Wundkomplikationen.

Technik

Folgendes Vorgehen hat sich pragmatisch bewährt: Die Faszienränder werden dargestellt und die Linea alba mit einer fortlaufenden Schlingennaht aus langfristig resorbierbarem Nahtmaterial der Stärke 1 verschlossen. Bei Relaparotomien müssen die gesunden Faszienränder manchmal zusätzlich herauspräpariert werden. Die Nahtabstände bei der Fasziennaht betragen ein Zentimeter und der Abstand zum Wundrand mindestens 1,5 Zentimeter. Die Abstände sind unbedingt einzuhalten. Es ist nicht ausreichend, nur die Linea alba zu nähen, sondern es müssen beide Faszien vor ihrem Übergang in die Linea alba mit der Naht gefasst werden. Wird lediglich die Linea alba zusammengenäht, ist die Haltekraft nur halb so groß. Das gilt auch für Einzelnähte. Unterhalb der Linea arcuata ist es dagegen ausreichend, die vordere Rektusscheide mit denselben Stichabständen zu nähen, denn hier ist keine stabile hintere Rektusscheide vorhanden. Wenn so vorgegangen wird, dann werden in den oberen Abschnitten bei fast jedem Stich auch geringe Teile des Peritoneums mitgefasst. Nur unterhalb der Linea arcuata kann auf die Peritonealnaht sicher verzichtet werden. Die fortlaufende Naht wird so gelegt, dass der erste und letzte Stich durch gesundes, nicht-inzidiertes Gewebe gestochen werden. Für die Haltekraft ist ein einzelner Faden besser, als mehrere Fäden zu knüpfen. Nach dem Faszienverschluss wird das Subkutangewebe sorgfältig gespült und damit von Fettnekrosen befreit. Nach subtilster Blutstillung wird die Haut genäht oder geklammert. Ist nach Narbenexzisionen oder sonstiger Mobilisation des Subkutangewebes mit subkutanen Hohlräumen zu rechnen, dann wird das Gewebe durch Nähte adaptiert oder die Einlage einer Saugdrainage erwogen.

Ein alternativer Zugang in Längsrichtung ist der aufwendigere paramediane Zugang, der heute aber nur noch selten angewendet wird. Der Vorteil dieses Zuganges ist das geringere Risiko eines Narbenbruchs. Allerdings hat er den Nachteil, dass er deutlich längere Zeit benötigt und bei nicht sehr sorgfältiger Blutstillung zur Hämatombildung und möglicherweise zur erhöhten Wundinfektion neigt. Er lässt sich auch nicht so weit verlängern wie die Mittellinienlaparotomie.

Zugang

Die Haut und das Subkutangewebe werden in Längsrichtung paramedian durchtrennt. Die vordere Rektusscheide wird am Übergang des lateralen zum medialen Drittel inzidiert. Wird sie zu weit medial eröffnet, dann steigt die Gefahr eines Narbenbruches massiv an und ist sogar höher als bei der Mittellinienlaparotomie. Der Muskel wird von medial nach lateral mobilisiert, weil die innervierenden Nerven von lateral kommen und nicht durchtrennt werden sollten. Bei der Mobilisation des Muskels sind kleinere Gefäße zu koagulieren, die die hintere Rektusscheide perforieren. Eine Verletzung der epigastrischen Gefäße kann fast immer vermieden werden. Sie liegen dorsal der Rektusmuskulatur und verlaufen in Längsrichtung. Nach sorgfältiger Präparation werden die hintere Rektusscheide und das Peritoneum ebenfalls am Übergang vom lateralen zum medialen Drittel durchtrennt.

Vorteile Nachteile
Gute Übersicht „Langsame“ Laparotomie
Wenige Hernien Hämatome
Begrenzt erweiterbar

Verschluss

Bei dieser Inzision werden die Faszien zweischichtig verschlossen. Zunächst wird die hintere Rektusscheide bzw. das Peritoneum mit einer fortlaufenden Naht der Stärke 1 genäht und danach die vordere Rektusscheide mit einer fortlaufenden Naht der Stärke 1, so dass der kulissenartige Verschluss durch die Rektusmuskulatur erhalten bleibt.

Als besonders günstig haben sich die queren Inzisionen erwiesen, bei denen nur selten Narbenbrüche auftreten. So ist die quere Oberbauchlaparotomie ein guter Zugang für fast alle Oberbaucheingriffe. Selbst für Ösophaguseingriffe ist er geeignet. Nur selten muss der Schnitt in der Mittellinie zum Xiphoid erweitert werden. Dieser sogenannte „Mercedes-Schnitt“ sollte vermieden werden, weil Narbenhernien sehr häufig sind. Bei den queren Inzisionen kann die Muskulatur in den Flanken häufig geschont werden, indem sie bevorzugt im Faserverlauf durchtrennt oder auseinander gedrängt werden. Inwieweit die queren Inzisionen mit einer durchgreifenden Allschichtnaht oder in mehreren Schichten verschlossen werden sollten, ist unbestimmt. Persönlich wird der zweischichtige Verschluss bevorzugt. Dabei wird der M. obliquus internus und M. transversalis bzw. die hintere Rektusscheide mit einer fortlaufenden Naht der Stärke 1 genäht. Danach wird der M. obliquus externus bzw. die vordere Rektusscheide ebenfalls mit einer fortlaufenden Naht der Stärke 1 verschlossen. Bei dünnen Bauchdecken wird dagegen allschichtig genäht.

Vorteile Nachteile
Gute Übersicht „Langsame“ Laparotomie
Sehr wenige Hernien Bedingt erweiterbar

Wechselschnitt

Der Wechselschnitt bei der Appendektomie erlaubt eine exakte anatomische Rekonstruktion und führt nur selten zu einem Narbenbruch.

Pfannenstielschnitt

Auch der Pfannenstielschnitt ist ein günstiger Zugang, denn dabei werden Haut, Fettgewebe und Faszie quer durchtrennt. Die ventrale Seite der Rektusmuskulatur wird stumpf von der Faszie bis fast zum Nabel und zur Symphyse abgeschoben und das Peritoneum in der Mittellinie zwischen der Rektusmuskulatur eröffnet. Dadurch wird der Muskel nicht verletzt. Beim Verschluss wird die Muskulatur adaptiert, damit sie nicht auseinander weicht und die Faszie mit einer fortlaufenden Naht der Stärke 1 verschlossen. Zur Fasziennaht wird ausschließlich langfristig resorbierbares Nahtmaterial verwendet.

Der laparoskopische Zugang wird entweder offen oder mit der Veres-Nadel etabliert. Am häufigsten wird der Zugang direkt am Nabel gewählt, weil hier die Schichten der Bauchwand am Stärksten fusioniert sind. Beim offenen Zugang wird mit feinen Instrumenten die Faszie dargestellt und mit Kocher-Klemmen angehoben. Die Faszie wird inzidiert und die präperitoneale Schicht gefasst und ebenfalls durchtrennt. Zum späteren Verschluss der Faszie wird bereits zu Beginn, solange die Faszie noch mit Klemmen fixiert ist, eine Fasziennaht vorgelegt. Die Trokarhülse wird dann eingebracht und das Pneumoperitoneum etabliert.

Geschlossener Zugang

Beim geschlossenen Verfahren wird die Faszie ebenfalls angeklemmt und hochgezogen. Damit wird verhindert, dass die Bauchwand mit der Veres-Nadel nach unten gedrückt wird bzw. dass sich der Abstand zwischen Aorta und Bauchwand vermindert. Mit der Veres-Nadel wird die angeklemmte Bauchdecke penetriert. Dabei werden in der Regel zwei Widerstände überwunden, die Faszie und das Peritoneum, die sich akustisch mit jeweils einem Klick äußern. Die intraoperative Lage wird kontrolliert, indem zwei Milliliter Wasser injiziert und aspiriert werden. Außerdem wird ein Tropfen auf die Veres-Nadel platziert, der durch den negativen Druck von allein in die Bauchhöhle gleiten sollte, wenn die Bauchwand etwas angehoben wird. Da es aber keinen Test gibt, der absolut sicher die korrekte Lage in der freien Bauchhöhle signalisiert, sollten alle Vorsichtsmaßnahmen sorgfältig beachtet werden. Bei nicht eindeutiger Lage sollte sofort das offene Vorgehen gewählt werden. Bei der Insufflation ist die korrekte Lage der Veres-Nadel durch einen niedrigen intraabdominellen Druck erkennbar, der sich nur langsam erhöht. Steigt der Druck dagegen rasch an, dann befindet man sich möglicherweise in einer kleineren Höhle, meistens präperitoneal. Wenn der gewünschte Druck aufgebaut ist, dann wird der Hülse entweder direkt oder am Besten unter visueller Kontrolle eingebracht. Persönlich wird zum Einbringen der ersten Sichthülse ein hoher Druck von 20 mmHg aufgebaut, der die Bauchwand distendiert und dem Einführen der Hülse einen größeren Widerstand entgegenbringt. Als erste Hülse wird eine Schraubenhülse verwendet, die durch die Bauchdecke geschraubt wird. Das Gewebetrauma wird dadurch minimiert und die Hülse sitzt fest verankert. Wenn alle Hülsen platziert sind, wird der intraabdominelle Druck für den Rest der Operation auf 12–14 mmHg begrenzt. Diese kurzzeitige Erhöhung des Druckes auf 20 mmHg wird von allen Patienten gut vertragen.

Um das Zugangstrauma zu vermindern und eine bessere Ästhetik zu erreichen, werden einige abdominelle Eingriffe transvaginal vorgenommen. Der Zugang über den Magen oder das Rektum ist im experimentellen Stadium. Als weitere Alternative wird gegenwärtig der Zugang über einen einzigen größeren Zugang im Nabel propagiert. Der Vorteil soll in einer besseren Ästhetik liegen, weil statt mehreren kleinen Zugängen ein etwas größerer gewählt wird. Da diese SILS-Port häufig 2,5 cm im Durchmesser sind, was einem Umfang von 7,8 cm (2,5*?) entspricht, beträgt die minimale Wundlänge bei diesem Zugang 3,9 cm. Ob dieser neue Zugang tatsächlich für die Patienten vorteilhafter ist, wird sehr schwierig zu belegen sein, denn es müssten Tausende von Patienten eingeschlossen werden, um die möglichen geringen Vorteile statistisch zu sichern – wenn sie real sein sollten. Für den SILS-Zugang sind häufig neue abgewinkelte Instrumente erforderlich. Das Problem dieses Zugangs ist die deutliche Bewegungseinschränkung um einen gemeinsamen Dreh- und Angelpunkt, die nur durch neue Instrumente und neue Abläufe auszugleichen ist.