Verbände

Exsudation

Unter Exsudation wird die Absonderung einer eiweißreichen Flüssigkeit verstanden. In offenen Wunden ist fast immer ein Exsudat nachweisbar, das durch eine Entzündungsreaktion verursacht wird. Die erhöhte Permeabilität der Kapillaren und vermehrte Durchblutung setzen Wasser, Elektrolyte, Nährstoffe, Mediatoren, Wachstumsfaktoren, immunkompetente Zellen und (inaktive) proteolytische Enzyme frei. Das Exsudat stimuliert normalerweise die Zellproliferation und fördert damit die Wundheilung. In einer chronischen Wunde sind dagegen vermehrt aktivierte Matrix-Metalloproteinasen und Entzündungsmediatoren wirksam, die die Heilung verschlechtern. Der Nachweis eines Exsudates kann somit heilungsfördernd oder -hemmend sein.

Bernsteinfarben serös (normal), durch Lymphe verursacht
Cremefarben-gelb fibrinös, eitrig
Rosa-rot hämorrhagisch
Blaugrün Pseudomonas-Infektion
Grün gallig
Braun eitrig, intestinal
Graublau silberhaltige Verbände
Dünnflüssig wenig Eiweiß (kardial?), Urin, Lymphe
Dickflüssig infektiös, intestinal
Unangenehm,riechend infektiös, nekrotisch

Exsudate

Bei einem Verbandswechsel komplizierter Wunden achtet der Chirurg auf die Farbe, Konsistenz und Geruch des Exsudates, weil es ihm wertvolle Hinweise auf die Wundheilung bietet. Es ist unbedingt empfehlenswert, die Wundbehandlung von erfahrenen Kräften durchführen zu lassen, die diese Hinweise zu interpretieren wissen. Bei einem übel riechenden Exsudat sollte zum Beispiel sofort die Infektion behandelt und nekrotisches Material entfern werden. Auch die Häufigkeit der Verbandswechsel richtet sich nach der Menge und der Qualität des Exsudates. Das Ziel ist ein feuchtes Milieu zu erhalten, ohne dass eine Mazeration der Wundränder auftritt.

Ideale Wundauflage

Zu den beliebtesten Wundauflagen gehören einfache Kompressen, die schnell gewechselt werden können und relativ preiswert sind. Sie erfüllen aber nicht die Anforderungen, die heutzutage an ideale Wundauflagen gestellt werden. Ideale Wundauflagen sollten das Wundsekret gut resorbieren, die Wunde vor Austrocknung schützen, nicht-toxisch und nicht-sensibilisierend wirken, einen begrenzten Gasaustausch zulassen, die Schmerzen nicht verstärken und die Selbstbehandlung fördern. Gegenwärtig sind viele verschiedene Wundauflagen verfügbar, die einige der Anforderungen erfüllen. Es gibt keine Wundauflage, die für alle Wunden die richtige ist. Die Wundauflage muss vielmehr nach den konkreten Gegebenheiten ausgewählt werden. Besonders wichtig ist, dass die Wunde nicht austrocknet. Sie sollte aber auch nicht mazerieren. Die Wunde „ideal-feucht“ zu halten, ist das Ziel – nicht zu trocken und nicht zu feucht. Die Menge des Exsudates sollte beim Wundmanagement berücksichtigt werden.

Wundmanagement

Beim optimalen Wundmanagement werden der Verbandstyp und die Häufigkeit des Wechsels davon abhängig gemacht, wie stark die Exsudation ist, welche Qualitäten das Exsudat aufweist und ob der Verband undicht oder durchgeschlagen ist. Die Verbandsmaterialien unterscheiden sich primär darin, wie sie mit der Flüssigkeit umgehen. So saugen Baumwolle, Viskose und Polyestertextilien die Flüssigkeit lediglich auf und halten sie fest. Auf Druck wird die Flüssigkeit aus ihnen wieder freigesetzt. Andere enthalten eine semipermeable Membran, die Wasser verdunsten lässt. Interaktive Verbände nehmen dagegen die Flüssigkeit auf und bilden daraus ein Gel. Damit ist die Flüssigkeit gefangen und wird auch unter Kompression nicht freigesetzt. Von den verfügbaren Wundauflagen wird eine kleine Auswahl vorgestellt, die zur Behandlung verfügbar sein sollten. Auf die deutlich höheren Kosten sollte unbedingt geachtet werden.

Alginate

Alginate bestehen aus Salzen der Alginsäure, die aus Braunalgen gewonnen werden. Aus unlöslichem Kalziumalginat wird lösliches Natriumalginat, das bis zum Zwanzigfachen des Eigengewichtes quillt und die Wunde als Gel ausfüllt. Dadurch wird ein feuchtes Milieu geschaffen. Es ist in der Reinigungsphase der Wunde mit mäßig starker Sekretion geeignet. Im eigenen Vorgehen wird es nur bei mäßig sezernierenden Wunden verwendet, wenn der Verband zwei bis drei Tage liegen bleiben kann.

Hydropolymerverbände

Hydropolymerverbände bestehen aus Polyurethan mit einer semipermeablen Membran, die ebenfalls quillt. Das Wundexsudat wird in die Hohlräume des Verbandes aufgenommen und an das hydrophile Polyurethran gebunden. Es ist zur passageren Wundabdeckung geeignet, weil es weder Wasser noch Bakterien durchlässt. Im eigenen Vorgehen wird es nur bei wenig sezernierenden Wunden verwendet, wenn der Verband zwei bis drei Tage liegen bleiben kann.

Hydrokolloide

Hydrokolloide sind semiokklusive Verbände bestehend aus Pektinen, Gelatine oder Cellulose. In einem hydrophoben Polymergerüst befindet sich eine semipermeable Membran, die luftdurchlässig ist. Das Gerüst ist mit hydrophilem Material gefüllt, das Sekret aufnimmt und zu Gel wird. Das feuchte Milieu ist insgesamt heilungsfördernd. Hydrokolloide sollten nicht bei infizierten Wunden eingesetzt werden. Die Verbände können bis zu sieben Tage belassen werden.

Hydrofaserverbände

Hydrofaserverbände bestehen aus Natriumcarboxymethylcellulose und besitzen eine hohe Saugfähigkeit (30fach). Die entstehenden Gele bleiben formstabil (Pampers-Prinzip) und sind ideal zum Austamponieren von tiefen Wunden, Taschen und Wundhöhlen. Sie sind geeignet für mäßig sezernierende Wunden.